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20. August 2025
Implantate brauchen Pflege – genau wie natürliche Zähne
Zahnimplantate gelten als stabile, langlebige Lösung bei Zahnverlust. Damit das so bleibt, benötigen sie – wie natürliche Zähne – konsequente Pflege und regelmäßige Kontrollen. Wird die Reinigung vernachlässigt oder bleiben frühe Warnsignale unbeachtet, kann sich rund um das Implantat eine Entzündung entwickeln: Periimplantitis. Sie ist eine der häufigsten biologischen Komplikationen bei Implantatversorgungen und kann unbehandelt zu Knochenabbau bis hin zum Implantatverlust führen. In diesem Beitrag erfahren Sie kompakt und verständlich, woran Sie Periimplantitis erkennen, wie Sie vorbeugen und welche Behandlungen in unserer Praxis WEISS32 – Zahnarzt Stuttgart heute sinnvoll sind.
Periimplantitis vs. periimplantäre Mukositis – wo liegt der Unterschied?
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Periimplantäre Mukositis: Entzündung des Weichgewebes (Zahnfleisch) rund um das Implantat – ohne Knochenabbau. In diesem Stadium lässt sich die Entzündung meist mit professioneller Reinigung und optimierter Mundhygiene vollständig zurückbilden.
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Periimplantitis: Entzündung mit nachweisbarem Knochenabbau an der Implantatoberfläche. Hier reicht die reine Reinigung oft nicht mehr aus; es braucht ein strukturiertes, stadiengerechtes Behandlungskonzept.
Merke: Je früher wir eingreifen, desto schonender und erfolgreicher lässt sich die Situation stabilisieren.
Typische Warnsignale: Diese Symptome sollten Sie ernst nehmen
Achten Sie auf folgende Anzeichen rund um Ihr Implantat:
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Rötung, Schwellung oder Überwärmung des Zahnfleischs
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Bluten beim Zähneputzen, bei der Zahnseide oder auf leichten Druck
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Empfindlichkeit, Druckgefühl, gelegentlich Mundgeruch
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Sichtbarer Rückgang des Zahnfleischs (Implantat-/Abutmentkante wird sichtbar)
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Sekret-/Eiterabsonderung aus dem Sulkus
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Später: Lockerung des Implantats
Wichtig: Schmerzen fehlen häufig – genau deshalb wird Periimplantitis leicht übersehen. Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt in Stuttgart sind Ihr bestes Frühwarnsystem.
Wie entsteht Periimplantitis? Die wichtigsten Risikofaktoren
Periimplantitis ist meist bakteriell bedingt. Plaque und Biofilm lagern sich an schwer zugänglichen Implantatflächen an und lösen eine Entzündungsreaktion aus. Verstärkt wird das Risiko durch:
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Unzureichende Mundhygiene und fehlende Interdentalreinigung
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Rauchen (verschlechtert die lokale Abwehr und Wundheilung)
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Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes (vor allem schlecht eingestellt)
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Vorangegangene Parodontitis (erhöhtes Entzündungsrisiko auch am Implantat)
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Ungünstige Implantatposition, überstehende Ränder, schwer zu reinigende Konstruktionen
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Okklusale Überlastung (falsche Bisskontakte, Knirschen/Bruxismus)
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Seltene oder ausbleibende Nachsorge (fehlende professionelle Implantatreinigung)
Bei WEISS32 berücksichtigen wir diese Faktoren schon in der Planung – und im Rahmen der Nachsorgeprogramme.
So stellen wir die Diagnose bei WEISS32 (Zahnarzt Stuttgart)
Eine sichere Diagnose kombiniert Klinik, Messwerte und Bildgebung:
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Anamnese & Sichtbefund: Rötung, Schwellung, Rezessionen, Exsudat.
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Sondierung: Blutung bei Sondierung (BOP), Messung der Taschentiefen rund um das Implantat.
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Okklusionsanalyse: Prüfen, ob Überbelastung vorliegt (z. B. Knirschen).
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Röntgenkontrolle (bei Bedarf 3D/DVT): Beurteilung des krestalen Knochenabbaus.
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Risikoprofil: Rauchen, Metabolik (z. B. Diabetes), parodontale Vorgeschichte, Hygiene.
Ergebnis ist eine Stadienzuordnung (von Mukositis bis moderater/schwerer Periimplantitis) mit entsprechendem Behandlungsplan.
Prävention: Was Sie selbst tun können – und was wir für Sie tun
Ihre 5 stärksten Schutzmaßnahmen zu Hause
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Zweimal täglich gründlich putzen (elektrische Bürste empfohlen).
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Zahnzwischenräume reinigen: Interdentalbürsten passend zur Spaltgröße, ggf. Munddusche.
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Nach Empfehlung antimikrobielle Gels/Spülungen zeitlich begrenzt einsetzen.
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Rauchstopp – jeder Tag ohne Nikotin verbessert die Gewebegesundheit.
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Auf ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeit achten.
Unsere Supportive Implantattherapie in der Praxis
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Regelmäßige Recall-Intervalle (typisch alle 3–6 Monate, je nach Risiko).
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Professionelle Implantatreinigung: Schonende Entfernung von Biofilm (Air-Polishing mit glycin-/erythritolbasierten Pulvern), Skalierung mit spezialisierten kunststoff- oder titanbeschichteten Instrumenten.
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Kontrolle der Suprakonstruktion: Kanten, Spaltmaße, polierte Oberflächen, Schraubenlockerung.
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Okklusionscheck: Anpassung von Frühkontakten, Schutzschienen bei Bruxismus.
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Coaching Ihrer individuellen Mundhygiene (richtige Bürstengröße, Technik, Reinigungsreihenfolge).
Behandlung: Von non-chirurgisch bis chirurgisch – was wann sinnvoll ist
Die Therapie richtet sich nach Schweregrad, Implantatdesign, Position und Zugänglichkeit.
1) Nicht-chirurgische Initialtherapie (bei Mukositis und frühen Fällen)
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Mechanische Biofilmentfernung an Implantat- und Prothetikoberflächen (Air-Polishing, ultraschallgestützt mit geeigneten Spitzen, Handinstrumente).
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Antiseptische Adjuvanz (z. B. Chlorhexidin als zeitlich begrenzte Spülung/Gel) zur Keimreduktion.
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Okklusionsanpassung (Entlastung).
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Hygiene-Feinabstimmung und engmaschiger Recall.
Ziel: Entzündung stoppen, Weichgewebe beruhigen, erneute Plaqueakkumulation minimieren.
2) Chirurgische Taschenreduktion / offene Reinigung (bei Periimplantitis)
Wenn Taschentiefen und röntgenologisch sichtbarer Knochenabbau bestehen:
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Lappenoperation zur Sichtbarmachung der Implantatoberfläche.
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Gründliche Dekontamination (mechanisch, ggf. adjuvant mit Laser/Photodynamik je nach Befund).
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Resektive Maßnahmen zur Reduktion ungünstiger Taschengeometrien bzw. regenerative Verfahren (je nach Defektmorphologie) mit Knochenersatzmaterialien und Membranen.
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Prothetische Optimierung: Glättung/polieren von Übergängen, Neugestaltung schwer zu reinigender Bereiche.
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Nachsorge mit strukturiertem SPT-Programm (Supportive Peri-Implant-Therapy).
3) Explantation und Neuversorgung (bei fortgeschrittenen, therapierefraktären Fällen)
Wenn das Implantat stark gelockert ist oder die Entzündung trotz Therapie persistiert, ist die Entfernung manchmal die beste Option. Nach Abheilung kann eine Neuimplantation oder alternative prothetische Lösung geplant werden – mit Fokus auf Hygienefreundlichkeit und Risikominimierung.
Prävention: so bleibt Ihr Implantat langfristig gesund
Zuhause – täglich
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Elektrische Zahnbürste + passende Interdentalbürsten
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Munddusche optional; antimikrobielle Gels/Spülungen nur gezielt und zeitlich begrenzt
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Rauchverzicht, ausgewogene Ernährung
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Knirscherschiene bei Bruxismus (falls verordnet) konsequent nutzen
In der Praxis – regelmäßig
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Recall alle 3–6 Monate (risikoadaptiert)
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Professionelle Implantatreinigung mit geeigneten Systemen
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Okklusionscheck (bes. nach neuen Versorgungen oder bei Beschwerden)
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Motivation & Technikupdate: Interdentalgrößen prüfen, Hilfsmittel anpassen
Häufige Fragen aus der Praxis – kurz und klar beantwortet
Nein – Sie können die Entzündung nicht allein beseitigen. Sie können aber durch perfekte Hygiene und regelmäßige Prophylaxe wesentlich zur Stabilisierung beitragen.
Die Therapieschritte erfolgen lokal betäubt und schonend. Viele Maßnahmen sind minimalinvasiv.
Wir empfehlen alle 3–6 Monate. Bei Vorbefunden enger.